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Praxismittelschule                                        Das Grazer Modell des flexiblen Lernens








                  Unterricht aus Sicht der
                  Lehrperson

                  Jede Lehrperson unterrichtet in beiden Klas­
                  sen. Nach Absprache im Team übernimmt die
                  Lehrkraft ein Modul, begleitet die Kinder des
                  jeweiligen Moduls in Inputphasen und indivi­
                  duellen Lerngesprächen. Außerdem betreut sie
                  die gesamte Klasse in den freien Arbeitspha­
                  sen, während die Kolleginnen und Kollegen
                  ihre Inputphasen halten und Gespräche füh­
                  ren. Die Dauer der Inputphasen variiert nach
                  Bedarf und umfasst nur selten eine volle Un­
                  terrichtseinheit.
                  Schließt ein Kind ein Modul ab, wird es an die
                  Lehrkraft übergeben, die das Folgemodul un­
                  terrichtet. Für jede Lehrkraft resultieren dar­
                  aus ständig wechselnde Lerngruppen. Jeder
                  wird im Laufe der Zeit von allen vier Lehrper­
                  sonen betreut. Alle vier Fachlehrpersonen sind
                  für das Kind Ansprechpartner bei Fragen oder
                  Problemen.
                    Die Entwicklung des Flexi­Systems und der
                  dafür notwendigen Materialien (inklusive der
                  Online-Materialien auf der Moodle Lernplatt­  Die Rolle der Lehrpersonen hat sich durch
                  form) verlangen höchste Methodenkompe­  die klar definierten Lernziele und die Modul­
                  tenz und auch hohe technische Kompetenz   tests stark verändert:
                  von den Lehrkräften. Die umfangreiche Ar­
                  beit bei der Erstellung des Unterrichtsmateri­  „Wir werden von den Kindern eher als Coaches
                  als wird durch die freiwerdende Zeit belohnt,   betrachtet, die dabei helfen, die Tests zu bestehen.
                  die die Lehrpersonen im Unterricht gezielt   Wenn Kinder einen Test nicht bestehen, suchen Sie
                  zur Förderung Einzelner oder kleiner Grup­  nach den Ursachen und nach geeignetem Übungs-
                  pen zur Verfügung haben. Dadurch entsteht   material, um beim nächsten Versuch erfolgreich
                  ein ganz anderes, persönlicheres Verhältnis zu   zu sein. Auch Schularbeiten (die wir leider noch
                  den Kindern.                            schreiben müssen) haben ihren Schrecken großteils
                                                          verloren, denn sie werden als eine weitere Gelegen-
                  „Wenn wir beim Betreten der Schule schon von   heit wahrgenommen, einige Lernziele abzuhaken.
                  Kindern umringt werden, die hochmotiviert fra-  Wer das noch nicht schafft, kann die noch nicht
                  gen, ob sie heute den Modultest X machen dürfen,   erreichten Ziele jederzeit später erledigen. Dieses
                  schlagen unsere Lehrer/innenherzen höher, und   „noch nicht“ vermeidet unnötigen Stress und er-
                  wir wissen: Die viele zusätzliche Arbeit hat sich   möglicht den Kindern, zielorientiert und Schritt für
                  ausgezahlt.“ (Pölzleitner)              Schritt in überschaubaren Portionen zu arbeiten.“















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